Foodfotografie

Foodfotografie:
Alles, was Sie für gute Food-Fotos brauchen

Praktische Tipps zu Technik, Licht und Foodstyling, zum Setstyling inklusive Unter- und Hintergrund sowie zur fertigen Komposition

Wie macht man gute Food-Fotos? Auf dieser Seite finden Sie die Zutaten für die Foodfotografie sowie zahlreiche Tipps – auch für Anfänger. Welche Kamera ist die richtige für Food-Fotos, und reicht mein Smartphone auch? Welches Objektiv eignet sich für die Foodfotografie? Was muss ich über die Bildkomposition wissen, was über das Licht? Wie style ich das Essen, wie das gesamte Set inklusive Untergrund oder Hintergrund? Das Ergebnis wird appetitlich – versprochen!

1. Die richtige Technik auswählen

Lernen Sie die richtigen Einstellungen für die Foodfotografie und schaffen Sie so die Grundlage für technisch gute und optisch ansprechende Food-Fotos.

Foodfotografie: Die richtige Technik auswählen

Die Kamera


Wie in vielen anderen Bereichen gilt auch für die Foodfotografie: Sie erwerben eine Fähigkeit nicht mit dem richtigen Werkzeug, sondern nur, indem Sie richtig mit dem Werkzeug arbeiten. Letztlich ist es, insbesondere für den Start, unerheblich, ob Sie die Kamera Ihres Smartphones oder ein Profimodell nutzen. Fotografieren Sie Ihr Essen mit dem, was Sie haben, und lernen Sie dazu! Natürlich können und sollten Sie sich auch mit der passenden Ausrüstung für Ihre fotografischen Ziele auseinandersetzen. Aber achten Sie auf die Reihenfolge: Es reicht vollkommen aus, Low Budget zu starten, lieber Zeit als Geld zu investieren und die Ausrüstung mit der Zeit aufzustocken.

Foodfotografie mit dem Smartphone


Smartphone-Kameras profitieren von einer geballten Softwarepower, die so manches Hardwaredefizit ausgleicht. Zwei wichtige Voraussetzungen müssen erfüllt sein, um mit Smartphones hochwertige Bilder schießen zu können:
1. Vergessen Sie nicht, dass auch hier die Grundlagen des Foodstylings, des Setstylings sowie der Bildkomposition gelten. Wenn Sie mit Bedacht ein stimmiges Setting aufgebaut haben, dann haben Sie die beste Basis für ein schönes Foto gelegt. Die Kamera hält nur fest, was Sie vorher kreiert haben!
2. Beachten Sie, dass Sie wegen des klitzekleinen Sensors in einem Smartphone so viel Licht wie möglich für die Aufnahme brauchen, damit die Bildqualität nicht unnötig leidet. Positionieren Sie sich also möglichst nah am Fenster, und nutzen Sie ein Handystativ.

Foodfotografie Smartphone vs. Spiegelreflexkamera

Smartphone vs. Spiegelreflexkamera: Foto mit einer iPhone-Kamera (links), mit einem iPhone per Lightroom-App (Mitte), mit einer DSLR (rechts). Sie sehen hier keinen nennenswerten Qualitätsunterschied, oder?

Objektive


Bei einer Kamera mit Wechseloptik ist das Objektiv wesentlich wichtiger als die Kamera selbst. Die Qualität der Bilder wird weniger durch die Kamera als vielmehr durch das passende Objektiv bestimmt – auch in der Foodfotografie! Anstatt in eine teure Kamera zu investieren, kaufen Sie sich lieber das beste Objektiv, das Sie sich leisten können und möchten. Und keine Sorge, es kommt häufig vor, dass das genutzte Objektiv teurer als die Kamera ist. Welche Objektive eignen sich für die Foodfotografie? Schauen wir auf die Brennweite und Lichtstärke.

Brennweite


In aller Kürze zur Brennweite und einer groben Einteilung der gängigen Objektive.

Weitwinkelobjektiv: In der Foodfotografie eignet sich ein moderates Weitwinkelobjektiv wunderbar, um ganze Tischszenen zu fotografieren oder auf kurze Distanz ein großes Motiv einzufangen. Es ist außerdem sehr gut für Interior-Fotos und Foodporträts geeignet.

Unterschiedliche Brennweiten in der Foodfotografie

Links: Weitwinkelaufnahme mit 35 mm, das gesamte Set ist auf dem Bild – Mitte: Normalbrennweite mit einem 50-mm-Objektiv – Rechts: Teleaufnahme mit 100 mm. Teleobjektive ermöglichen eine geringe Schärfentiefe und überzeugen in der Foodfotografie durch ihr schönes Bokeh, also die Unschärfe im Hintergrund.


Normalbrennweite 50 mm: Bevorzugen Sie einen Bildausschnitt, der dem Winkel des menschlichen Auges entspricht, eignet sich die Normalbrennweite von 50 mm. Fotos, die mit einer Normalbrennweite gemacht werden, erscheinen daher sehr natürlich und ansprechend. Diese Brennweite eignet sich in der Foodfotografie sehr gut für Top-View-Aufnahmen und solche, auf denen das komplette Gericht abgelichtet werden soll.

Es ist übrigens unerheblich und Geschmacksache, ob Ihnen eine Festbrennweite lieber ist oder ein Objektiv mit Zoom – beide haben ihre Vorteile. Ein Zoom macht Sie in der Foodfotografie mit häufig begrenztem Raum flexibler und punktet mit der Bequemlichkeit, den Bildausschnitt jederzeit leicht verändern zu können.

Teleobjektive: Alle Brennweiten, die über 50 mm liegen, fallen in die Kategorie der Teleobjektive. Sie überzeugen mit einem schönen und intensiven Bokeh, wie der verschwommene Hintergrund genannt wird, weil sie in Kombination mit einem möglichst großen Sensor und dem Abstand zum Motiv bzw. dem Abstand des Motivs zum Hintergrund eine geringe Schärfentiefe ermöglichen. Teleobjektive mit einer Brennweite von 100 mm sind vor allem für frontale oder leicht gekippte Food-Aufnahmen eine großartige Erweiterung zum 50-mm-Objektiv.

Von Objektiven mit einer Brennweite über 100 mm rät unsere Autorin Maria Panzer in ihrem Ratgeber »Foodfotografie – Genuss und Lifestyle in Szene setzen« ab. Mit solch einem Objektiv wäre ein großer Abstand zwischen Kamera und Set notwendig, was meist kaum machbar ist.

Lichtstärke


Ein ausschlaggebender Punkt bei der Objektivauswahl ist die Lichtstärke. Hierzu wird der kleinste Blendenwert (etwa 1 : 1,8 oder auch ƒ1,8) angegeben, der mit einem Objektiv erreicht werden kann. Je kleiner dieser Wert, desto größer ist die Blenden- oder Objektivöffnung, durch die entsprechend mehr Licht auf den Sensor gelangen kann. Je größer dieser auch Offenblende genannte Wert ist, desto leichter fällt es, das Hauptmotiv, also Ihr Essen, vor dem Hintergrund freizustellen – der Hintergrund wird unscharf. Dadurch lenken Sie den Blick des Betrachters auf die wesentlichen, also die scharfen Bildelemente.

Zur Fototechnik empfehlen wir Ihnen unseren Artikel »Technische Grundlagen der Fotografie« – auch zu Kameras und Objektiven.

Bewegung einfrieren


Kurze Belichtungszeiten in der Foodfotografie

Auch beim Kochen und Garnieren von Essen gibt es Gelegenheiten, Bewegungen einzufrieren. Da Menschen diese schnellen Bewegungen nicht in diesem Detailgrad wahrnehmen können, ist dies ein besonderes und fesselndes Gestaltungsmittel. Bestäuben Sie einen Kuchen mit Puderzucker, kann das menschliche Auge nur die Zuckerwolke erkennen. Verkürzen Sie jedoch die Belichtungszeit (Verschlusszeit) der Kamera auf 1/800 Sekunde oder gar 1/1000 Sekunde, werden plötzlich die einzelnen kleinen Flocken sichtbar und ziehen den Betrachter in ihren Bann.

Food-Fotos aufnehmen in der Praxis


Ganz praktisch: Der Setaufbau für gute Food-Fotos

Da Sie in der Foodfotografie unter recht kontrollierten Bedingungen fotografieren, können Sie den manuellen Modus ohne große Scheu nutzen. Bei der Suche nach den richtigen Kameraeinstellungen können Sie nach diesem Schema vorgehen:

  1. Befestigen Sie Ihre Kamera auf dem Stativ.
  2. Setzen Sie den ISO-Wert auf 100, und erhöhen Sie diesen nur im Notfall. Damit verhindern Sie Bildrauschen und verbessern die Bildqualität.
  3. Wählen Sie nun den kleinsten möglichen Blendenwert (also die größtmögliche Blendenöffnung, siehe oben unter »Lichtstärke«), und erhöhen Sie den Wert langsam, bis die gewünschte Schärfentiefe erreicht ist. Welche Bildelemente sind scharf und fallen zuerst ins Auge, welche sind nur verschwommen?
  4. Korrigieren Sie die Bildhelligkeit nun mit der Belichtungszeit.

Tipp: Hilfe im Automatikmodus finden


Fällt es Ihnen schwer, die passenden Einstellungen bei den jeweiligen Lichtverhältnissen zu finden, hilft ein kurzer Wechsel in den Automatikmodus. Machen Sie ein Bild, und lassen Sie sich die von der Kamera genutzten Einstellungen für ISO-Wert, Blende und Verschlusszeit anzeigen. Kehren Sie nun in den manuellen Modus zurück, und geben Sie diese ein. Modifizieren Sie die Einstellungen jetzt, bis Sie zu Ihrem persönlich besten Ergebnis kommen, das dem Set am meisten schmeichelt.

Die richtige Fokusmethode

In den meisten Fällen ist auf den Autofokus (AF) Verlass, zumal wir in der Foodfotografie keine bewegten Objekte haben und in der Regel ein Stativ nutzen. Die Herausforderung ist, den Fokus der Kamera punktgenau auf das gewünschte Bildelement auszurichten und den richtigen Ausschnitt scharfzustellen – auch dann, wenn Ihr Gericht qualmt oder brutzelt.

Wichtig: Manche handwerkliche Fehler lassen sich in der Nachbearbeitung Ihrer Food-Fotos mildern oder vollständig korrigieren – fehlende Schärfe im Bild nicht.

2. Licht in der Foodfotografie

Licht und Schatten sind die wohl wichtigsten Gegenspieler in der Fotografie. Erst durch sie werden Strukturen und Formen sichtbar. Lernen Sie, Ihre Gerichte ins rechte Licht zu rücken.

Licht ist in der Foodfotografie das A und O

Natürliches Licht erzeugt einen natürlichen Look

Die Sonne fungiert als zentrale Lichtquelle. Trotz der zeitlichen Beschränkung auf die hellen Stunden des Tages bevorzugen professionelle Foodfotografen das Tageslicht. Auch fast alle Bilder auf dieser Seite und im Buch »Foodfotografie« von Maria Panzer wurden mit Tageslicht fotografiert und haben daher ihren natürlichen Look, der gerade in der Foodfotografie sehr angenehm und gewünscht ist.

Hartes Licht und weiches Licht


Es gibt zwei Hauptformen, in denen Licht in Erscheinung treten kann. Sie unterscheiden sich nicht zwangsläufig in ihrer Helligkeit, sondern vielmehr in ihrem Charakter und der Definition ihrer Schatten.

Hartes Licht in Ihrem Food-Foto erzeugt harte und scharfe Schatten

Hartes Licht ist durch seine definierten, klar begrenzten Schatten charakterisiert. Strukturen und Formen werden durch hartes Licht betont. [50 mm | ƒ7,1 | 1/160 s | ISO 100]

Weiches Licht leuchtet Ihr Food-Foto gleichmäßig aus

Weiches Licht ist das meistgenutzte Licht in der Foodfotografie. Es leuchtet das Motiv gleichmäßig aus und es entstehen sanfte Schatten. [50 mm | ƒ4 | 1/160 s | ISO 100]

Lichtrichtung


Das Licht aus gleicher Höhe verleiht Ihrem Food-Foto Energie und Frische

Licht, das von der gleichen Höhe wie das Set auf dieses fällt, wirft stärkere Schatten und hebt Konturen hervor. Dies lässt viele Aufnahmen energetischer und frischer wirken. [100 mm | ƒ5,6 | 1/20 s | ISO 100]

Natürlich hat auch die Richtung, aus der das Licht auf das Setting und Ihr Essen fällt, eine große Wirkung auf die Stimmung des Bildes. Foodfotografen arbeiten in vielen Fällen mit einem Seitenlicht und einem Fülllicht von oben. Da ein Fotoset häufig in etwa auf Höhe des Fensters aufgebaut wird, fällt das Licht von gleicher Höhe auf unser Set. Abhängig davon, wie groß das Fenster ist, kommt zusätzlich Licht von seitlich oben dazu, das als Fülllicht dient.

Vormittags und gegen Abend, wenn die Sonne tiefer steht, wird dies durch immer längere Schatten bemerkbar. Möchten Sie tagsüber auf starke, lange Schatten setzen, kann es helfen, das Rollo ein wenig herunterzulassen und das Fülllicht dadurch zu kürzen.

Ganz praktisch: Ihr Food-Shooting mit natürlichem Licht


Setaufbau für Ihr Food-Foto nah am Fenster

Bauen Sie Ihr Set an trüben Tagen möglichst nah an der Lichtquelle auf.

Günstige Lichtverhältnisse erleichtern die Foodfotografie ungemein. Aber auch an trüben Tagen können Sie mit etwas Planung und geschickten Vorkehrungen dem Miesepeterwetter trotzen.
So gelingen gute Food-Fotos auch mit wenig Tageslicht:

  1. Schalten Sie das Deckenlicht und andere künstliche Lichtquellen in Ihrem Raum aus. Einzig in den Aufbau integrierte Kerzen oder Lichterketten dürfen das Set zusätzlich zum Tageslicht aufhellen.
  2. Deaktivieren Sie den kamerainternen Blitz. Da dieser ein starkes Licht von vorne erzeugt, wirkt das Essen auf dem Foto sehr platt, und die unnatürlichen Reflexionen wirken nicht appetitlich.
  3. Um nun dennoch ein helles Bild zu bekommen, sollten Sie Ihre Kamera auf einem Stativ befestigen. Dadurch können Sie eine lange Belichtungszeit wählen und Ihr Bild ohne Qualitätsverlust wie durch einen erhöhten ISO-Wert aufhellen.
  4. Da bei schwachem Licht durchaus Zeiten von etwa 1 Sekunde zum Zuge kommen, sollten Sie eine zeitverzögerte Auslösung oder einen Fernauslöser verwenden.

3. Foodstyling

Sie möchten, dass dem Betrachter Ihrer Bilder das Wasser im Mund zusammenläuft? Dann setzen Sie auf das Foodstyling und somit auf die hübsche Zubereitung Ihres Essens.

Das richtige Styling eines Gerichts ist die Basis der Foodfotografie

Die Bausteine des Foodstylings


Ein gelungenes Foodstyling basiert auf vier grundlegenden Bausteinen: Einkauf, Zubereitung, Anrichten und Garnieren.

Egal, ob Sie herzhafte oder süße Leckereien fotografieren: Schenken Sie allen vier Bereichen genügend Aufmerksamkeit.

Die Garnitur gibt Foodfotos das gewisse Extra

Eine Zutat auf vier unterschiedliche Arten dargeboten: Sie entscheiden, ob Sie den Parmesan fein oder grob reiben, Streifen mit einem Sparschäler abziehen oder einfach kleine Stücke herausbrechen. Nicht nur hier, auch bei allen anderen Lebensmitteln haben Sie eine große Auswahl an Möglichkeiten. [100 mm | ƒ3,2 | 1/8 s | ISO 100]

All diese Themen können Bücher füllen. Im nächsten Absatz beschäftigen wir uns mit der Garnitur Ihres Essens.

Das Foodstyling-Kit


Ein Blick in die Werkstatt der Foodfotografin Maria Panzer verrät: Alle Werkzeuge sind vorbereitet, und ihr Credo zum Foodstyling ist: »Ich möchte mein sorgfältig zubereitetes Essen nach dem Shooting auch essen. All die guten Lebensmittel, die investierte Leidenschaft und Zeit wären viel zu schade, um in der Tonne zu landen. Ich hoffe, dass es Ihnen genauso geht, wie mir. Damit das Essen auf dem Foto möglichst lecker aussieht, habe ich dennoch ein paar Tricks auf Lager. Sie helfen mir, das Beste aus dem Gericht herauszuholen, ohne auf eklige oder unappetitliche Methoden zurückgreifen zu müssen. Dafür habe ich mir einige praktische Hilfsmittel in einem Foodstyling-Kit zusammengestellt.«

Diese Werkzeuge hat der geübte Foodfotograf griffbereit zum Zubereiten, Positionieren, Säubern und Garnieren:

  • Pinzetten
  • Sprühflasche
  • Scharfes Messer
  • Zahnstocher
  • Spritzen und Pipetten
  • Flambiergerät
  • Dekorierlöffel
  • Küchenrolle
  • Geschirrtuch oder Stofflappen
  • Make-up-Korrekturstäbchen
  • Pinsel
  • Salzmühle und Salzflocken
  • Pfeffermühle und Pfefferkörner
  • Chiliflocken
  • Getrocknete Kräuter
  • Ceylon-Zimtstangen, Sternanis, Nelken

Außerdem ist ein Tischstaubsauger unverzichtbar. Er hilft, wenn auf dem Set viel gebröselt wurde.

Herzhafte Gerichte stylen


Starten Sie eben erst mit der Foodfotografie, sollten Sie mit der Fotografie von simplen Gerichten beginnen. Kochen und backen Sie zuerst, was Sie gut können und worin Sie sich sicher fühlen. Dann können Sie sich auf das Styling, die Bildkomposition und die Fotografie konzentrieren. Doch irgendwann möchten Sie sich wahrscheinlich weiterentwickeln. Das geht nur, indem Sie sich intensiver mit dem Foodstyling auseinandersetzen. Denn je hübscher das Essen aussieht, desto hübscher kann das Bild werden.

Ein Tipp an dieser Stelle: Kalte Gerichte sind einfacher zu fotografieren, da Sie sich für das Anrichten auf dem Teller und für das Garnieren ausreichend Zeit nehmen können.

Bei heißen Gerichten muss es schnell gehen, da Sie für Ihr Food-Foto den richtigen Moment abpassen wollen: Ihr Gericht dampft oder brutzelt und sieht frisch und saftig aus. Beachten Sie dabei Folgendes:

Bevor es wirklich losgeht, sollten Sie sich mit dem Setaufbau beschäftigen. Wie stellen Sie sich das Ambiente vor? Wie soll die Dekoration aussehen, und wo soll sie platziert sein? Machen Sie sich im Vorfeld Gedanken, und bereiten Sie alles weitgehend vor. Nun geht es mit ausreichend eingeplanter Zeit in die Küche.

10 Möglichkeiten, herzhafte Gerichte zu garnieren


Die sorgfältige Zubereitung sowie das Anrichten und Garnieren auf dem Teller sind das A und O beim Foodstyling. Gerade das Präsentieren sollte nicht zu kurz kommen. Daher finden Sie im Folgenden einige Styling-Möglichkeiten. Die Garnituren können ebenso auf andere Gerichte angewendet werden.

Diese Zutaten werden Ihnen helfen, Ihre Gerichte gekonnt zu garnieren:

  • Frische Kräuter
  • Hartkäse
  • Grissini und geröstete Brotscheiben
  • Nüsse und Samen
  • Croutons
  • Frühlingszwiebeln und Zwiebeln
  • Schmand
  • Kresse und Sprossen
  • Zitrusschale
  • Salz, Pfeffer, Chiliflocken und getrocknete Kräuter

Stylen Sie Ihr Gericht final am Set, und überlegen Sie, welcher Blickwinkel der optimale für die Aufnahme ist. Betrachten Sie den Teller immer wieder aus dieser Richtung, um sicherzugehen, dass die Garnitur von dieser Seite aus besonders schmeichelhaft wirkt.


In unserem Buch »Foodfotografie« finden Foodfotografen ein Füllhorn an frischen Ideen, wie sie ihr Essen besonders appetitlich in Szene setzen – inklusive süßen Gerichten, Getränken und den Foodstyling-Hacks von Maria Panzer.

4. Setstyling – inklusive Untergrund und Hintergrund

Nun heißt es: Atmosphäre schaffen. Das gelingt mit dem Einsatz stimmiger Requisiten, die Ihr Gericht in den richtigen Kontext setzen und Emotionen wecken. Ein Fotoset besteht dabei aus dem schön angerichteten Essen und den Elementen, die sich im Hintergrund rund um den Teller oder die Schüssel befinden.

Props


Das Styling des Sets schafft die Atmosphäre eines Food-Fotos

Es geht um die Dekoration! Die beim Setstyling zum Einsatz kommende Deko wird in der Foodfotografie Prop genannt. Dieser Begriff stammt aus dem Englischen und ist die Abkürzung für »properties« beziehungsweise »theatrical properties«, zu Deutsch: Requisiten. Denken Sie an Besteck, Geschirr und Co. – all dieses Dekorationsmaterial bringt Stimmung ins Bild und hilft, eine Geschichte rund um das Gericht zu erzählen. Mithilfe von Props fotografieren Sie nicht nur Food, sondern werden zum Geschichtenerzähler!


Beliebte Props sind:

  • Zutaten des Essens
  • Geschirr
  • Besteck
  • Servietten und andere Textilien
  • Gläser und Schalen
  • Küchenutensilien
  • Blumen, Blüten und Zweige
  • Saisonale Deko
  • Alltagsgegenstände
  • Geschenkverpackungen

Unter- und Hintergründe


Die Wirkung eines hellen und dunklen Hintergrunds in der Foodfotografie

Rustikale Umgebung oder elegantes Schwarz? Links: Der graue Untergrund harmoniert gut mit den starken Schatten und bindet die Schalen in ein kühles, modernes Ambiente ein. Rechts: Ein schwarzer Hintergrund kann sehr schick wirken. Durch den starken Kontrast kommen die Parmesan-Brösel hier erst richtig zur Geltung. [Beide Bilder: 100 mm | ƒ3,5 | 1/50 s | ISO 100]

Die Unter- und Hintergründe, englisch Backdrops, nehmen den überwiegenden Platz auf dem Bild ein und wirken dennoch subtil, fast schon unterbewusst auf den Betrachter. Sie sind nach dem Essen selbst eines der wichtigsten Elemente auf dem Bild, werden jedoch häufig vernachlässigt. Unterschätzen Sie ihre Wirkung nicht!

Im ersten Schritt ist es wichtig, zu erkennen, dass weder eine chaotische Küche noch ein volles Wohnzimmer die optimalen Hintergründe darstellen. Die nicht definierbaren Konturen und Texturen lenken vom eigentlichen Fokus des Bildes ab. Nutzen Sie daher, soweit möglich, stets bewusst einen Hintergrund, der Ihr Food-Foto unterstützt. Unter- und Hintergründe können Sie selbst suchen beziehungsweise bauen, je nach gestalterischem und handwerklichem Geschick. Die möglichen Materialien von Holz über Marmor bis hin zu Textilien wollen geschmackvoll arrangiert und gekonnt befestigt werden.

Tipp: Endloshintergründe


So wirkt ein endloser Hintergrund in Ihrem Food-Foto

Ein einfacher Hintergrund mit Tapete, befestigt mit Malerkrepp: Ob Sie mit Endloshintergründen arbeiten oder nicht, ist eine Geschmacksfrage. Eine Kombination von Unter- und Hintergrund wirkt durch den entstehenden Horizont generell authentischer.

Endloshintergründe sind sehr lange Backdrops, die gleichzeitig als Untergrund und als Hintergrund verwendet werden. Dabei wird das obere Ende des Backdrops an der Wand oder an einem Stativ befestigt. Endloshintergründe eignen sich gut, wenn Sie mit einer großen Blende fotografieren, wodurch der hintere Teil verschwimmt. Endloshintergründe können Sie online bestellen, jedoch eignen sich auch lange Tapetenstücke dafür, wie in diesem Beispielbild zu sehen.

5. Komposition

Sie haben die Technik im Griff, verstehen das Licht, haben ein gestyltes Gericht zumindest im Kopf, haben entschieden, wie die Bildaussage lauten soll, und eine Auswahl passender Props. Nun muss alles in einer stimmigen Komposition zusammenkommen und ansprechend inszeniert werden. Sie als Fotograf haben es in der Hand, den Blick des Betrachters zu lenken. Im Folgenden finden Sie konkrete Bildgestaltungs-Tipps für die Foodfotografie.

Aufnahmeperspektiven


Die passende Komposition für Ihr Food-Foto finden

Neben dem Bildformat (hoch, quer, Quadrat) und dem gewählten Ausschnitt (Close-up, Porträt, Szene) hat die Perspektive eine entscheidende Bedeutung für die Wirkung eines Food-Fotos und den Blickverlauf des Betrachters.

Sitzen Sie am Tisch, schauen Sie in einem 45°-Winkel auf den Teller, der vor Ihnen steht. So »kennen« Sie Ihr Essen am besten, so ist es für Sie am natürlichsten. Doch gibt es oftmals eine andere Perspektive, die unser Gericht noch ansehnlicher, noch appetitlicher darstellt. Dabei unterscheidet man im Wesentlichen drei Perspektiven: Augenhöhe, 25°–75°-Winkel, Top View.

Bei manchen Gerichten ist die Entscheidung schnell getroffen, welche Perspektive diesen am meisten schmeichelt. Eine Pizza sieht aus der Vogelperspektive toll aus, und die Schichten eines Burgers erkennen Sie bei einer frontalen Aufnahme am besten. Doch es ist nicht immer so klar. Wenn Sie unentschlossen sind, welche Perspektive optimal für Ihr Set ist: Nehmen Sie die Kamera vom Stativ, und testen Sie die unterschiedlichen Perspektiven mit dem Blick durch den Sucher.

Den Blick lenken


Die fotografischen Regeln für einen gelungenen Bildaufbau gelten natürlich auch für Food-Fotos: Drittelregel, Goldener Schnitt, Fibonacci-Spirale. Gleiches gilt für unsere Wahrnehmung beispielsweise von Symmetrie oder visueller Geschlossenheit, wenn wir das Zusammenspiel mehrerer Bildelemente auf uns wirken lassen.

Die Fibonacci-Spirale in der Foodfotografie

Mithilfe der Fibonacci-Spirale wurden alle Dekoelemente entlang der Spirale platziert, sodass der Blick auf die Brotscheiben gelenkt wird. Betrachten Sie etwa den Löffel, der mit seiner langen Seite die Linie mitzeichnet. [100 mm | ƒ4,0 | 1/30 s | ISO 100]

Durch den gezielten Einsatz von Linien können Sie den Blick des Betrachters in Ihrem Food-Foto führen. Hierbei geht es nicht ausschließlich um die Anordnung der Elemente, denn auch Props können in eine bestimmte Richtung zeigen. Sie sollten mit Linien (gedachten und realen) versuchen, den Blick des Betrachters nicht aus dem Bild zu lenken, sondern ihn am Bildrand einzufangen und auf das bildwichtigste Element zu lenken: das Gericht.

Erreichen können Sie das durch Dekorationen wie Messer und Servietten, die direkte Linien ergeben und in eine Richtung zeigen. Ebenso möglich, aber etwas schwieriger ist es, Linien durch die Anordnung von Objekten (auch das Essen selbst) zu kreieren.

Diagonale


Food und Set folgen einem diagonalen Aufbau

Nicht nur die Props sind in einer Diagonale platziert. Auch der Apfelschnitz und der Löffel zeigen von links unten nach rechts oben. [100 mm | ƒ3,5 | 1/25 s | ISO 100]

Der Einsatz von Diagonalen in der Foodfotografie ist eine erstklassige Entscheidung beim Bildaufbau. Da Sie aufgrund der (im westlichen Kulturkreis) gewohnten Leserichtung ein Bild von links nach rechts betrachten, empfinden Sie Diagonalen von links unten nach rechts oben gewöhnlich als positiver als umgekehrt. Jedoch spielt auch der Lichteinfall eine große Rolle. Nutzen Sie Seitenlicht, sollten größere, schwerere Props auf der dem Licht gegenüberliegenden Seite stehen. Sonst entsteht ein starker Schatten, der mögliche Details verdeckt und zudem bedrohlich wirken kann.

S-Kurve


Ordnen Sie Ihre Bildelemente in Form einer S-Kurve

In diesem minimalistischen Bild scheinen die Gläser nicht nur wahllos dahingestellt, da sie einer S-Kurve folgen. [50 mm | ƒ2,8 | 1/250 s | ISO 400]

Linien können nicht nur gerade, sondern auch geschwungen sein. Die bekannteste geschwungene Linie ist die S-Kurve. Hierbei werden die wichtigsten Bildelemente an einem gedachten »S« positioniert. Gerade in der Foodfotografie mit ihren vielen runden Elementen ist diese Komposition eine attraktive Option. Das Schöne daran ist, dass bei dieser Technik Vordergrund, Mittelteil und Hintergrund berücksichtigt werden und Tiefenwirkung, Bewegung und Dynamik im Bild etabliert werden. Seien Sie auch hier mutig, und testen Sie die Bildwirkung mit anderen geschwungenen Linien.

Ellipse


Ellipse

Anstatt die Cupcakes kreuz und quer zu stellen, sind sie an einer Ellipse ausgerichtet, was Ruhe in das volle Bild bringt. [100 mm | ƒ5,6 | 1/13 s | ISO 100]

Um einen steifen Bildaufbau zu verhindern, können Sie Bildelemente Ihres Gerichts und Sets auch anhand einer Ellipse positionieren. Dadurch entstehen das Gefühl von Zugehörigkeit der Bildelemente zueinander und ein angenehm kreisender Blick im Bild. Anstatt die Ellipse nur im fotografierten Bereich zu belassen, kann diese auch den Bildausschnitt verlassen. Unser Unterbewusstsein wird diese vervollständigen, was dazu führt, dass uns das Bild visuell mehr anspricht – es ist nicht langweilig, es fordert uns.

Im Buch »Foodfotografie« finden Sie viele weitere Kapitel zu diesem wunderbaren Fotogenre: Food-Fotos perfekt bearbeiten, auch auf dem Smartphone oder Tablet. Sie lernen den kompletten Workflow, finden leckere Rezepte und Know-how zum Mitnehmen in Checklisten. Ein eigenes Kapitel beschäftigt sich damit, wie Sie Ihren eigenen Stil in der Food-Fotografie finden.

Die Inhalte und Bilder auf dieser Seite stammen aus dem Buch »Foodfotografie«.
Alle Fotos: © Maria Panzer